Prof. Dr. Alexandra Kaasch
Prof. Dr. Alexandra Kaasch
Die Professorin für deutsche und transnationale Sozialpolitik spricht dort über die Rolle von Sozialsystemen in globalen Krisen, den Transfer von Ideen und Erkenntnissen über Grenzen hinweg und von der Wissenschaft in die Politik.

Alexandra Kaasch ist Professorin an der Universität Bielefeld und seit Anfang des Jahres Mitglied im SFB 1342: Sie leitet mit Kerstin Martens und Ewa Kaminska-Visser das Teilprojekt B12 Krisenmanagement in der Covid-19-Pandemie durch Internationale Organisationen.

In dem Podcast, der im Umfeld des SFB 1288 "Praktiken des Vergleichens" entstanden ist, erläutert Kaasch, welchen Fragen sie in ihrem Forschungsprojekt nachgehen: "Wir untersuchen, welche Empfehlungen Internationaler Organisationen ähnlichen Ländern in verschiedenen Teilen der Welt geben in Bezug auf die Corona-Pandemie und ihre Folgen. Uns interessiert: Übersetzt sich das Soziale, das wir in den globalen Diskursen sehen, auch regional in den Versuchen, mit der Krise und den jeweiligen Problemlagen umzugehen? Dabei vergleichen wir auch Internationjale Organisationen miteinander. Empfehlen sie das Gleiche? Welche Schwerpunkte legen sie? Wo unterscheiden sie sich, wo streiten sie? Und wie gestalten sie die Zusammenarbeit mit den Staaten?"

Mit Blick auf Deutschland konstatiert Kaasch, dass die sozialpolitischen ausgaben so hoch sind wie noch nie. "Es macht mit Blick auf die Staatsfinanzen und den Arbeitsmarkt aber durchaus Sinn, in einer Wirtschaftskrise für eine gewisse Zeit in Sozialmaßnahmen zu investieren, um im Anschluss an die Krise eine stabile Situation zu haben." Deutschland bleibe so im Bereich nahe der Vollbeschäftigung. Dagegenrechnen müsse man aber den wachsenden Schuldenberg, der von einer alternden Bevölkerung abgetragen werden muss. Die Frage sei: Bis zu welchem Punkt ist die Gleichung noch positiv? "Bei Corona werden wir, glaube ich, an den Punkt kommen [und fragen]: Wie lange können wir uns das noch leisten, geht es jetzt noch?"

Krisen wie die Corona-Pandemie und ihr weiteren Folgen können laut Kaasch genutzt werden, bislang verborgene Schwachstellen (sozial-)politischer Systeme zu erkennen, um sie im Anschluss an die Krise zu beseitigen: "building back better", wie Kaasch es nennt. "Ein Beispiel ist die Lehre an Hochschulen. Wir hatten das bewährte Lehrmodell vor der Pandemie [fast ausschließlich Präsenslehre], wir sehen die Anpassung in der Krise [fast ausschließlich digitale Lehre], und es gibt den Wunsch, beides zu vereinen zu einer besseren Lehre in der Zukunft." Noch müsse man zwar klären, wie das genau aussehen soll und wie wir erkennen, was tatsächlich am besten ist. Aber die Situation zeige, dass an dem oft gebrauchten Satz „Krisen beinhalten Chancen“ durchaus etwas dran sei. "Denn in Krisen lernen wir etwas über die Verletzlichkeit bestehender Systeme und Gruppen."

Den gesamten Podcast (in deutscher Sprache) finden Sie hier:
Praktisch Theoretisch #35: "Starke Gesundheitssysteme helfen in jeder Krise" - von der Wirtschafts- bis zur Coronakrise


Kontakt:
Prof. Dr. Alexandra Kaasch
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Fakultät für Soziologie
Universitätsstraße 24
33615 Bielefeld
Tel.: +49 521 106-2427
E-Mail: alexandra.kaasch@uni-bielefeld.de