News aus dem Teilprojekt A03


Donnerstag, 14.03.2024, 12-16 Uhr, Jade Hochschule in Wilhelmshaven

Auf die Bedeutung einer fairen und gleichwertigen Verteilung von Sorgearbeit macht regelmäßig der Equal Care Day (ECD) aufmerksam. Am 29. Februar findet der diesjährige Aktionstag der Initiative Equal Care Day in vielen Städten und virtuell statt. Der Equal Care Day ist eine Initiative von klische*esc e.V. Ein gemeinnütziger Verein zur Förderung von Wahlfreiheit jenseits limitierender Rollenklischees.

Die Initiative Equal Care Day ruft Menschen, Institutionen und Verbände weltweit dazu auf, den Aktionstag ‚Equal Care Day‘ zu organisieren, zu begehen, und als Anlass zu nutzen, um einmal mehr auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam zu machen. Das schaffen die Aktionen indem sie durch Veranstaltungen, Aktionen, Manifeste, Projekte aller Art, den Fokus darauf richtet, dass Care-Arbeit und Pflege, Care-Arbeiter*innen und Sich Kümmernde in unserer Gesellschaft und dem aktuellen Wirtschaftssystem allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden. In diesem Sinne wird auch 2024 an vielen Orten und auf einer Online-Plattform zu einem ECD-Festival eingeladen.

Die Organisatorinnen des Equal Care Day Nordwest 2024 Andrea Schäfer (Universität Bremen), Nicole Biela (Stadt Wilhelmshaven) und Ann-Kathrin Cramer (Landkreis Friesland) stellen im Sinne des ECD klar „(Ver)Sorge(n) betrifft uns alle, früher oder später im Lebensverlauf, aber wir sind mit ganz unterschiedlichen regionalen Strukturen konfrontiert und einer Erwerbs- und Sozialpolitik, die (Ver)Sorge(n) nur punktuell mitdenkt. Die Folgen sind uns allen seit Jahren bewußt, nun muss es endlich Lösungen geben. Die wollen wir gemeinsam am 14.03.2024 beim Equal Care Day Nordwest 2024 mit Interessierten, Betroffenen, Expert*innen und Entscheider*innen aus Politik und Wirtschaft diskutieren.“

Equal Care Day Nordwest 2024

Der Equal Care Day Nordwest 2024 geht der Frage des „(Ver)Sorge(n) im Lebensverlauf“ mit dem Blick vor allem auf die Pflege in den verschiedenen Regionen im Nordwesten - von Friesland, über Wilhelmshaven bis nach Bremen, in den Städten und Gemeinden, nach. Damit werden Fragen nach den Lösungsmöglichkeiten im Gesundheits- und Pflegesystem in der Nordwestregion gestellt: Welche Sorgelücken und moralischen Verletzungen ergeben sich angesichts einer reparativen Sozialpolitik und einer Sichtweise auf den Pflegeberuf, die Frauen gesellschaftlich marginalisiert und der Lächerlichkeit preisgibt. Wie sieht ein Modell einer vorbeugenden Sozialpolitik, die eine neuen Normalität von Erwerbsarbeit und Care im Lebenslauf in den Blick nimmt aus? Wer sind die Menschen, die sich Tag und Nacht im Gesundheits- und Pflegesystem Deutschlands darum kümmern, dass wir gut versorgt werden, gesunden oder in Würde sterben können? Wie kann der Alltag in der Pflege oder die Routinen als Care-Arbeiter*in im privaten Raum mithilfe der Sorgenden sichtbar werden? Welche betrieblichen und politischen Handlungsoptionen gibt es um die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege konkret und nachhaltig zu verändern? Welche Bedarfe haben junge Pflegende und ihrer Familien und welche Lücken zeigen sich in den Unterstützungsangeboten in den Regionen? Das, dafür eigens gegründete, Netzwerk lädt alle Interessierten ein gemeinsam zu diskutieren, zu erfahren und zu erleben.

Programm des ECD Nordwest 2024

(ab 12:00 Uhr) Grußworte

Ann-Kathrin Cramer (Landkreis Friesland)

Prof. Dr.-Ing. Holger Saß (Jade Hochschule)

Birgit Ahn (Metropolregion Nordwest)

 

(ab 12:15 Uhr) Es kann jeden treffen? Care und Nursing aus der Genderperspektive

Lesung von Monja Schünemann (Medizinhistorikerin und Fachkrankenschwester) aus ihrem Buch „Der Pflege-Tsunami. Wie Deutschland seine Alten und Kranken im Stich lässt.“

 

(ab 13:05 Uhr) Das Optionszeitenmodell. Zeit für Care, Zeit für Gleichstellung.

Impulsvortrag und Diskussion von Dr. Karin Jurczyk (Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik) und Prof. Ulrich Mückenberger (Universität Bremen)

 

Parallele Workshops ab 14:15 Uhr (Teilnahme nur vor Ort möglich)

  • Arbeitsbedingungen in der Altenpflege konkret und nachhaltig verbessern - Ideen für eine Entlastungs- und Fachkräfteoffensive in der Pflege

Workshop mit Impulsvortrag und Diskussion von Greta-Marleen Storath (Arbeitnehmerkammer Bremen)

  • "Das gibt es doch gar nicht!" Deine improvisierte Care-Geschichte.

Workshop mit Methoden des Improvisationstheater von Lena Breuer (Schauspielerin, Moderatorin und Trainerin aus Köln)

  • Who cares? Wen kümmert´s, dass wir uns kümmern.

Workshop mit Filmvorführung und Diskussion von Ann-Kathrin Cramer (Landkreis Friesland)

  • Fürsorge geben. Hilfe bekommen: Pflegende Jugendliche und junge Erwachsene

Workshop mit Forscherin und Engagierten im Dialog von Andrea Schäfer (Universität Bremen) mit Prof. Dr. Claudia Stoll (Hochschule Bremen)

 

Das Netzwerk ‚Equal Care Day Nordwest 2024‘

Das Netzwerk ‚Equal Care Day Nordwest 2024‘ finden in Kooperation zwischen Jade Hochschule, der Universität Bremen, dem Landkreis Friesland und der Stadt Wilhelmshaven statt. Am Netzwerk beteiligt sind darüber hinaus, die Arbeitsnehmerkammer Bremen, die Bildungsregion Friesland sowie die Gleichstellungsbeauftragten der Gemeinden Friesland, Zetel, Wangerland und Sande, der Verein Agenda Varel, die Stadt Jever und weitere Engagierte. Veranstalterinnen sind Andrea Schäfer (Universität Bremen), Nicole Biela (Stadt Wilhelmshaven), Ann-Kathrin Cramer (Landkreis Friesland) und Mareike Sprock (Jade Hochschule). Andrea Schäfer organisiert zum vierten Mal den ECD in Bremen und umzu.

Weitere Informationen:

Der Equal Care Day Nordwest 2024 findet am Donnerstag, 14.03.2024, von 12 bis 16 Uhr an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven statt. Die Veranstaltung ist öffentlich, z.T. digital (12:00 – 14:00 Uhr) und kostenlos.

Anmelden können Sie sich hier.

Fragen beantworten:

Andrea Schäfer
Sfb 1342 "Global Dynamics of Social Policy"
Universität Bremen
E-Mail: andrea.schaefer@uni-bremen.de
Telefon: + 49 421 218-57095

Nicole Biela (Gleichstellungsbeauftragte)
Stadt Wilhelmshaven
Rathausplatz 1
26382 Wilhelmshaven
E-Mail: Nicole.Biela@wilhelmshaven.de
Telefon: +49 4421 162302

Ann-Kathrin Cramer (Gleichstellungsbeauftragte)
Landkreis Friesland
Lindenallee 1
26441 Jever
E-Mail: a.cramer@friesland.de
Telefon: +49 4461 919-6161

Gefördert von der METROPOLREGION NORDWEST


Kontakt:
Andrea Schäfer
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57095
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Puleng Phaka (NUMSA 2. Vizepräsidentin), Andrea Schäfer (SFB 1342)
Puleng Phaka (NUMSA 2. Vizepräsidentin), Andrea Schäfer (SFB 1342)
Rückblick auf einen 4-wöchigen Forschungsaufenthalt

Andrea Schäfer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im A03 Projekt „Welten der Arbeit: Inklusivität und Leistungsumfang von Arbeitsrecht“, war vom 27.02.2023 bis zum 25.03.2023 in Pretoria, Rosslyn, Johannesburg und Silverton unterwegs für eine Feldstudie. Vor Ort kooperierte sie u.a. mit der südafrikanischen Gewerkschaft „National Union of Metalworkers of South Africa“ (NUMSA) und der Juristische Fakultät der Universität von Pretoria, um Expertinnenbefragungen zum Thema „(Zer)setzung von Standards der Arbeit(sregulierung) in der Automobilindustrie“ entlang der Lieferkette in diesem Produktionscluster der Automobilproduktion durchzuführen.

Bereits im Vorfeld der Feldstudie führte Andrea Schäfer umfangreiche Recherchen zum Cluster selbst durch, aber auch zur individuellen und kollektiven Arbeitsregulierung (Arbeitsrechten), zu den Ratifizierungen von internationalen Konventionen, zur Sozialpolitik und Arbeitsmarktstruktur in Südafrika. Daneben nahm sie Kontakt zu Wissenschaftler*innen in Südafrika auf, um erste Erkenntnisse über Informalität, unfaire Arbeitspraktiken, Nichteinhaltung von Arbeitsrecht sowie zu Standards der Arbeitsbedingungen und -typen in der Automobilindustrie zu erlangen.

Während ihres Aufenthaltes im Cluster interviewte sie transnationale und lokale Hersteller von Autos und deren Zulieferern entlang der Lieferkette sowie die gewerkschaftlichen Vertrauensleute in den Betrieben. Auch konnte sie gewerkschaftliche Funktionäre angrenzender Tätigkeitsbereiche, z.B. der South African Transport and Allied Workers Union (SATAWU) interviewen, Strategiesitzungen von NUMSA, Verhandlungen beim Arbeitsgericht in Johannesburg und Schlichtungssitzungen der Commission for Conciliation, Mediation and Arbitration (CCMA) beiwohnen. Andrea Schäfer beteiligte sich auch mit einer Rede zum Thema „Verflechtung von Geschlechter- und Menschenrechten“ aktiv am Tag der Menschenrechte, organisiert von NUMSA in Hammerskraal, und nahm an einem NUMSA-Protestmarsch teil. Auch 6 Monate nach dem Aufenthalt steht sie im regen Austausch mit ihren Kooperationspartner*innen in Südafrika.

Durch Andrea Schäfers Feldstudie ist es nun möglich, Erkenntnisse und Einblicke in das regionale Produktionsnetzwerk und dessen Machtstrukturen, in die Beschäftigungsverhältnisse in der Automobilindustrie im Produktionscluster entlang der Lieferkette, in Standards der Arbeitsverhältnisse und den Übergängen zu prekären und informellen Arbeitsverhältnissen innerhalb des Clusters und zur Einhaltung, Umsetzung und Lücken in arbeitsrechtlichen Regelungen in der Industrie zu gewinnen. Im aktuellen Projekt interessieren Andrea Schäfer vor allem Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Strukturen wie Informalität, unfaire Arbeitspraktiken, Nichteinhaltung von Arbeitsrecht in sogenannten formalen Arbeitsverhältnissen im internationalen Vergleich. Um diese Strukturen für die Fallstudie Südafrika darzulegen, plant sie aktuell eine Veröffentlichung. Zum Ende nächsten Jahres wird Andrea Schäfer eine weitere Feldstudie in Indien durchführen. Mit dem von ihr erarbeitetem Material und Erkenntnissen möchte das A03-Team vor allem der Frage nach der de-facto-Inklusivität und -Leistungsumfang des Arbeitsrechts im Globalen Süden nachgehen. Komplementiert werden die Studien in Südafrika und Indien durch Feldforschung in Mexiko, die von Heiner Fechner durchgeführt wird.  

Andrea Schäfer ist Soziologin (Magistra). Sie hat u.a. beim DIW Berlin, SOCIUM und im SFB 1342 zu Themen wie Determinanten geschlechtsspezifischer Segregation und Einkommensungleichheit, Strukturwandel von Erwerbsarbeit, transnationalen Kapitalströmen und Entstehung und Entwicklung von Standards im Arbeitsrecht gearbeitet.

Veröffentlichungen:

Worker Protection Worldwide — But Universal? Fechner, H., Mückenberger, U. und Schäfer, A. In: Mossig, I. und Obinger, H. (Hrs.): Mapping Global Dynamics of Social Policy, S. 16-19.

Non-Discrimination in the Labor Market: Global Progress, Growing Gaps. Fechner, H., Mückenberger, U. und Schäfer, A. In: Mossig, I. und Obinger, H. (Hrs.): Mapping Global Dynamics of Social Policy. S. 20-23.


Kontakt:
Andrea Schäfer
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
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E-Mail: andrea.schaefer@uni-bremen.de

Dr. Dasten Julián Vejar, Universidad Austral de Chile
Dr. Dasten Julián Vejar, Universidad Austral de Chile
Blickwinkel aus Lateinamerika

In der vergangenen Woche bekam der SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik Besuch von Dr. Dasten Julián Vejar von der Universidad Austral de Chile. Zum einen hielt er einen Vortrag über „Intersectionality, Precarity and Labour in the Global South: Perspectives from Latin America“, zum anderen führte einen Workshop zur internationalen Netzwerkbildung sowie zu Forschungs- und Lehrkooperationen mit Universitäten im Globalen Süden durch.

Zu Beginn seines Aufenthalts in Bremen erläuterte Dasten Julián Vejar den intersektionalen Ansatz, der für die Forschung in verschiedenen Bereichen der Sozialwissenschaften (Anthropologie, Ökonomie, Soziologie usw.) relevant geworden ist. Die Bedeutung dieses intersektionalen Ansatzes in der Arbeitsforschung wurde vor allem durch Studien zu prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen deutlich. Diese Untersuchungen haben ein soziohistorisches und politisches Verständnis von Arbeit sowie von den Gesellschaften des Globalen Südens ermöglicht. In seinem Vortrag analysierte er einige dieser Forschungserfahrungen anhand der Ergebnisse einer in Chile durchgeführten Untersuchung (2016 - 2022) und einer weiteren, die auf einen UN-Bericht über „poor work“ in Lateinamerika abzielte.

Darüber hinaus ermöglichte der Workshop „Building networks and planning future research and teaching cooperation in universities of the Global South in South-North/North-South/South-South directions” SFB- und anderen interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bremen, in einem frühen Stadium ihrer Karriere, Kooperationen in den Bereichen Forschung und Lehre zu planen, um ihren Forschungsschwerpunkt zu verstetigen. Dasten Julián Vejar brachte seine eigenen Erfahrungen mit dem Wissenstransfer aus Deutschland sowie die darauf aufbauenden umfangreichen Süd-Nord/Nord-Süd/Süd-Süd-Kooperationen ein. Die Teilnehmenden erörterten eine Reihe von Herausforderungen, die internationale Kooperationen in ihrer institutionellen und akademischen Dimension für die Entwicklung von Strategien für Zusammenarbeit, Forschung und wissenschaftlichen Austausch mit sich bringen.

Dasten Julián Vejar ist Soziologe an der Universidad Austral de Chile. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf Fragen hinsichtlich prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse, Intersektionalität und emanzipatorische Ansätze aus der Perspektive des Globalen Südens. Dabei ist er unter anderem spezialisiert auf indigene Fragestellungen, die Bedingungen in der Land- und Forstwirtschaft in Chile und die Auswirkungen transnationaler Investitionen.

Veröffentlichungen:

Challenging the three faces of extractivism: the Mapuche struggleand the forestry industry in Chile (2023, mit S. Schmalz et al, Globalizations 20(3): 365-383).

Sociedad precaria. Rumores, latidos, manifestaciones y lugares (2022, als Mit-Herausgeber); Sociedades precarias: estudios contemporáneos de la precariedad del trabajo (ibid.: 13-37).

Unions Opposing Labor Precarity in Chile. Union Leaders’ Perceptions and Representations of Collective Action, (2018, Latin American Perspectives 45(1): 63-76).

Precariedad laboral en América Latina: contribuciones a un modela para armar (Revista Colombiana de Sociología 2017 Vol 40 (2): 27-46).

Labor precarity and unionism in Chile: new directions and strategies of workers in a context of labor precarity (1975-2010) (Jena, 2015).


Kontakt:
Dr. Heiner Fechner
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57070
E-Mail: hfechner@uni-bremen.de

Irene Dingeldey und Ulrich Mückenberger editierten die jüngste Ausgabe der International Labour Review, bei der das im SFB 1342 entwickelte Konzept der Legal Segmentation im Fokus steht.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat in ihrer Fachzeitschrift International Labour Review den Special Issue Overcoming legal segmentation: Extending legal rules to all workers? herausgegeben. Der Band wurde von Irene Dingeldey und Ulrich Mückenberger (Teilprojekt A03) editiert und enthält Ergebnisse aus der ersten Förderphase des SFB 1342 zu dem Konzept der legal segmentation (also Arbeitsmarktsegmentierungen, die von staatlichem Recht herrühren) und darauf bezogene quantitative Resultate. Erweitert wurde der Special Issue um Regionalstudien anerkannter Expert:innen zu Südasien, Lateinamerika und dem südlichen Afrika, die im Wesentlichen die These bestätigen, dass dem Recht eine segmentierende Rolle zukommt, die erst in den letzten Jahrzehnten durch egalisierende Normelemente relativiert wird. Die ILO nimmt in diesen Band auch die kritische Sicht auf, dass ihre eigene Normsetzungspraxis durch legal segmentation geprägt ist und erst jüngst universalisierender Regulierung verstärkt Raum gibt.

Die International Labour Review der ILO erscheint auf Englisch, Spanisch und Französisch, wodurch die Ergebnisse von Teilprojekt A03 Eingang findet in einen globalen Diskurs von sozialpolitisch involvierten Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen und politischen Entscheider:innen.

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Ulrich Mückenberger & Irene Dingeldey (2022): Overcoming legal segmentation: Extending legal rules to all workers?, International Labour Review (Special Issue), Volume 161 (4). https://onlinelibrary.wiley.com/toc/1564913x/2022/161/4

 


Kontakt:
Prof. Dr. Irene Dingeldey
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut Arbeit und Wirtschaft
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28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-61710
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Prof. Dr. Ulrich Mückenberger
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Fachbereich Rechtswissenschaft
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28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-66218
E-Mail: mueckenb@uni-bremen.de

Andrea Schäfer, Mitorganisatorin des Equal Care Days in Bremen
Andrea Schäfer, Mitorganisatorin des Equal Care Days in Bremen
Aktionstage in vier Städten betonen die Bedeutung einer fairen und gleichwertigen Verteilung von Sorgearbeit. Die Veranstaltung in Bremen organisiert u.a. unser SFB-Mitglied Andrea Schäfer.

Das größte Anliegen des Equal Care Day (ECD) ist es, Care-Arbeit und ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz sichtbar zu machen. In Bonn, Bremen, Düsseldorf, Hannover und virtuell finden dazu am 1. Maärz 2022 insgesamt 25 Vorträge, Workshops und Panels mit 60 Referent:innen statt.

Städtekonferenz in Bremen

Die Konferenz in Bremen geht insbesondere der Frage nach, was ein verlässliches Sorgesystem erfüllen muss: Was brauchen Pflegefachkräfte, um ihrer Arbeit gut nachgehen zu können und zu wollen? Was brauchen Eltern und Erzieherinnen, um Kinder und sich selbst nachhaltig gut versorgt zu wissen? Und wie schaffen wir es, dass Care-Tätigkeiten als Teil der Wirtschaft in Fachgesprächen und Empfehlungen verankert werden, damit die Bedarfe systematisch berücksichtigt werden? Um Lösungen aufzuzeigen, referieren und diskutieren Wissenschaftler:innen, Politikberater:innen und Care-Leistende gemeinsam.

Die ECD-Veranstaltungen in Bremen finden in Kooperation zwischen Arbeitnehmerkammer Bremen und dem Projekt „carat – caring all together” des Referats Chancengleichheit der Universität Bremen statt. Veranstalterinnen sind Andrea Schäfer, Sonja Bastin, Bettina Schweizer (Universität Bremen), Jennie Auffenberg und Thomas Schwarzer (Arbeitnehmerkammer Bremen).

Weitere Informationen:

Der Equal Care Day findet am Dienstag, 1. März 2022, von 9 bis 18 Uhr statt.
Die Veranstaltung ist öffentlich, digital und kostenlos.

https://equalcareday.de/

https://equalcareday.de/ bremen2022/

https://unihb.eu/caringalltogether


Kontakt:
Andrea Schäfer
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57095
E-Mail: andrea.schaefer@uni-bremen.de

Dr. Heiner Fechner
Dr. Heiner Fechner
SFB-Mitglied Heiner Fechner ist einer von 27 "national rapporteurs", die für die International Academy of Comparative Law Analysen zu den historischen Wurzeln moderner Sklaverei anfertigen werden. Fechner wird den Staatenbericht für Deutschland schreiben.

Heiner Fechner, der als Postdoctoral Researcher im SFB-Teilprojekt A03 "Welten der Arbeit" tätig ist, ist zum „National Rapporteur“ zum Thema moderne Sklaverei ernannt worden. Für die International Academy for Comparative Law (IACL) soll Fechner den Staatenbericht für Deutschland anfertigen.

Nach Schätzungen der ILO und der Walk Free Foundation (2017) sind derzeit etwa 40 Mio. Menschen weltweit Opfer moderner Sklaverei, die auch Zwangsarbeit einschließlich Zwangsprostitution und Zwangsehen umfasst – mehr als zum Höhepunkt der kolonialen Sklavenwirtschaft im 18. und 19. Jahrhundert.

Anlass für die Ernennung durch die "General Rapporteur" der IACL zur modernen Sklaverei, Prof. Dr. Adelle Blackett (Uni McGill, Montreal), waren Fechners Forschungsarbeiten zum kolonialen Arbeitsrecht und Exklusion ("Legal Segmentation") im Rahmen des SFB 1342.

Ausgrenzungs- und Zwangselemente des deutschen kolonialen Arbeitsrechts einschließlich seiner Rezeption und Fortentwicklung durch das NS-Regime werden auch einen Schwerpunkt der Studie darstellen, die auf dem IACL-Kongress im Herbst 2022 in Paraguay vorgestellt werden soll. Dort steht ein Vergleich der Entwicklung des deutschen Rechts mit 26 weiteren Staaten auf dem Programm. Die Analyse der historischen Wurzeln moderner Sklaverei soll für eine kritische Diskussion der aktuellen Rechtslage und Reformvorschläge fruchtbar gemacht werden. Mit der Publikation der Analysen und Vorschläge ist 2023 zu rechnen.


Kontakt:
Dr. Heiner Fechner
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
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Andrea Schäfer
Andrea Schäfer
Die Sozialwissenschaftlerin widmet sich in "Welten der Arbeit" vor allem der Weiterentwicklung von Indikatoren und deren Integration in das Global Welfare State Information Systems (WeSIS).

Liebe Andrea, du bist nun schon ein paar Wochen dabei – dennoch auch an dieser Stelle: Herzlich willkommen im SFB 1342! Du hast in einer schwierigen Zeit angefangen, in der die meisten im Team von zu Hause aus arbeiten müssen …

In Zeiten, in denen die meisten im Home-Office arbeiten, in ein neues Team zu wechseln ist tatsächlich eine kommunikative Herausforderung. Das Team des Projektes A03 hat mich herzlich und wertschätzend aufgenommen und mir durch regelmäßigen Austausch und viel Geduld einen gradlinigen Weg ins Team und die Arbeit geebnet.

Kannst du kurz erzählen, wie dein beruflicher Weg bislang verlaufen ist?

Mein beruflicher Weg ist kurvig und von vielen Erfahrungen, Erkenntnissen und von der Zusammenarbeit mit vielen Kolleg*innen gekennzeichnet. Neben meinem Magister-Studium der Soziologie, BWL und Anglistik an der Universität Potsdam habe ich schon früh am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in der Abteilung Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) mit Elke Holst zum Thema Frauen am Arbeitsmarkt gearbeitet. Nach meinem Abschluss wechselte ich dann ganz zum DIW, um dort zum Thema Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Erbschaften und Vermögensverteilung zusammen mit Jürgen Schupp und Martin Kohli zu arbeiten. Im Anschluss ging ich nach Bremen zur Graduate School of Social Sciences (GSSS, heute BIGSSS), dort absolvierte ich mit tollen Kolleginnen - wie Till Kathmann, Susanne Strauß und Can Aybek - das Graduiertenprogramm.

Wie ging es dann weiter?

Schon nach kurzer Zeit im Bremen wurde ich wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Geschlechterungleichheiten im Wohlfahrtsstaat von Karin Gottschall am Zentrum für Sozialpolitik (ZES heute SOCIUM). Während dieser Zeit arbeitete ich mit herausragenden Kolleginnen wie Simone Hasler, Karin Gottschall, Simone Scherger und Anna Hokema zu Themen wie vertikaler Segregation, Familienpolitiken, Geschlechterungleichheit und Erwerbsarbeit zusammen. Ich war in unterschiedlichen Projekten eingebunden, u.a. im Projekt "InGRID – Inclusive Growth Research Infrastructure Diffusion (EU/FP 7)" mit Olaf Groh-Samberg, im Projekt "Was kommt nach dem Familienlohn? Probleme und Möglichkeiten der Regulierung von Einkommensrisiken bei Normalarbeitnehmer/innen" mit Irene Dingeldey und im Projekt "Migration und transnationale Zahlungen aus der Geschlechterperspektive" mit Elke Holst und Mechthild Schrooten. Spannend war auch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen wie Heidi Gottfried, Karen A. Shire und Sylvia Walby im internationalen Netzwerk "Globalisation, Gender, and Work Transformation (GLOW)".

Wegen Sorgearbeit und der Beschränkungen durch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz ging ich 2018 in die organisatorische und politische Praxis in der Zentralen Kommission für Frauenfragen (ZKFF) an der Universität Bremen. Als wissenschaftliche Referentin habe ich die ZKFF in allen Handlungsfeldern bei der Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Aufgaben beraten und unterstützt. Zwischenzeitlich wechselte ich für kurze Zeiträume in den Wissenschaftsbetrieb, wie 2019 in die Abteilung Lebenslauf, Lebenslaufpolitiken und soziale Integration von Sonja Drobnič am SOCIUM. Seit 2019 lehre ich regelmäßig quantitative und qualitative Methoden im Bachelor Soziale Arbeit an der Hochschule Bremen. Seit dem 15.01.2021 habe ich mich von meiner Stelle als Referentin der ZKFF beurlauben lassen und verstärke seither das Projekt "Welten der Arbeit".

Warum hat dich die Mitarbeit im SFB 1342 interessiert?

Mich interessiert der SFB 1342, da er über die übliche Sozialpolitikforschung an Institutionen hinausgeht. Zum einem, weil globale Entwicklungsdynamiken staatlich verantworteter Sozialpolitik über lange Zeiträume erforscht werden, zum anderen, weil sich hier die Expertise vieler Menschen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen, Kulturen und Ländern über mehrere Jahre bündelt. Hier herrscht eine aufgeschlossene Atmosphäre und die unterschiedlichen Perspektiven schaffen ein tolles, anregendes Arbeitsklima.

Du arbeitest nun seit einigen Wochen im Teilprojekt A03. Womit genau beschäftigst du dich?

Ich arbeite an der Weiterentwicklung von Indikatoren auf Grundlage normativer und rechtlicher Standards von Arbeitsverhältnissen. Teil dieser Arbeit ist es die entwickelten Indikatoren in die Datenbank WeSIS einzubinden. Zudem berate ich das Team in methodischen Fragen und beschäftige mich mit dem Zusammenhang von rechtlichen Regelungen zur Gleichstellung/Chancengleichheit und geschlechtsspezifischer Segmentation am Arbeitsmarkt.

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Teilprojekt A03: Welten der Arbeit. Normative Standards für Arbeitsverhältnisse als nationale und globale Muster sozialstaatlicher Entwicklung


Kontakt:
Andrea Schäfer
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
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Ausbildungszentrum des Sarobidy-Vereins in Antsirabe (Madagaskar), 2017. © Copyright ILO / [Crozet M.]
Ausbildungszentrum des Sarobidy-Vereins in Antsirabe (Madagaskar), 2017. © Copyright ILO / [Crozet M.]
Wie man international die Kinderarbeit abschaffen kann

Jenny Hahs und Fabian Besche bieten im Rahmen der Kinderuniversität 2020 der Universität Bremen am 31.03.2020 von 10 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr ein Planspiel für Kinder im Alter von 10 -12 Jahren zum Thema Kinderarbeit und das Recht auf Bildung an.

Die Kinder bekommen einen Einblick in die heutigen Formen von Kinderarbeit, ihre Verbreitung und ihre Geschichte im Spannungsverhältnis zur Einführung der Schulpflicht und dem Recht auf Bildung. Sie bilden mit anderen Teams und werden zu Vertreter*innen ihres Landes, die bei einer Simulation der Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Abschaffung der Kinderarbeit die Interessen ihres Landes vertreten. Am konkreten Beispiel bekommen sie so auch einen ersten Eindruck wie internationale Politik gemacht wird.

Noch gibt es ein paar freie Plätze und Teilnahmetickets können bei Interesse gebucht werden auf der Seite der Kinderuni der Universität Bremen.


Kontakt:
Fabian Besche
Jenny Hahs
SFB-Mitglied Ulrich Mückenberger hat auf einer Gedenkveranstaltung in Brüssel die Rechtsgelehrte Éliane Vogel-Polsky gewürdigt. Mückenberger war als Vertreter des europäischen Arbeitsrechts eingeladen.

Ulrich Mückenberger hat am 19. Februar 2020 in Brüssel auf der Gedenkveranstaltung für die große europäische Rechtsgelehrte Éliane Vogel-Polsky gesprochen. Geboren 1926 und gestorben 2015, gehörte Vogel-Polsky zu den Größen des europäischen Arbeitsrechts. Sie war Professorin, Anwältin, Menschenrechtskämpferin, Feminstin und leidenschaftliche Europäerin. Ulrich Mückenberger erarbeitete und veröffentlichte mit ihr u.a. die Schrift "Manifesto Social Europe" (2001).

Die Université Libre de Bruxelles veranstaltete zu ihren Ehren ein Kolloquium mit Freund/inn/en und Mitstreiter/inne/n von Éliane Vogel-Polsky. Mückenberger war als Vertreter des europäischen Arbeitsrechts eingeladen.

Mehr zu der Veransaltung auf den Seiten der Université Libre de Bruxelles.


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Prof. Dr. Ulrich Mückenberger
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E-Mail: mueckenb@uni-bremen.de

Dr. Irene Dingeldey mit Studierenden beim Auswärtigen Amt
Dr. Irene Dingeldey mit Studierenden beim Auswärtigen Amt
Mit Unterstützung des SFB 1342 waren Irene Dingeldey und Master-Studierende für drei Tage in Berlin, wo sie an Workshops mit der ILO und dem Auswärtigen Amt teilnahmen.

Zusammen mit Studierenden aus dem Kurs "Collective and Indivdiual Labour Rights" aus dem Master-Studiengang Social Policy ist SFB-Mitglied Irene Dingeldey zum Auswärtigen Amt und zur ILO-Niederlassung in Berlin gereist. Vom 15.-17. Januar haben sie dort an Workshops teilgenommen.

Dabei ging es vor allem um den Austausch zwischen PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen, Anwendung von Theorie und empirischen Erkenntnissen auf die Praxis, die Demonstration des Normsetzungs- und Umsetzungsprozesses am Beispiel Deutschlands.


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Prof. Dr. Irene Dingeldey
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