Teilprojekt A04 (2022-25)

Globale Entwicklungen in Gesundheitssystemen

In der zweiten Phase des SFB 1342 verfolgt das Teilprojekt A04 drei Forschungsziele: erstens die Beschreibung der Entwicklung von Inklusivität und Leistungsumfang in den Gesundheitssystemen weltweit von den Anfängen bis zur Gegenwart; zweitens die Identifizierung und Erklärung der zeitlichen und räumlichen Muster der Inklusion, des Ausschlusses und der Leistungsdynamik; und drittens die Untersuchung der Rolle spezifischer Kausalmechanismen zur Erklärung der Ergebnisse der ersten Projektphase in Bezug auf den Zeitpunkt und die Entstehung spezifischer Gesundheitssystemtypen in ausgewählten Ländern.

Die Beschreibung des Inklusivität und des Leistungsumfangs erfolgt anhand von kategorialen und numerischen Indikatoren. Die numerischen Daten werden hauptsächlich aus internationalen und nationalen Datenbanken stammen, während die kategorischen Daten auf Archivquellen beruhen und eine Dokumentenanalyse mit Hilfe von Hybrid-AI-Software (in Zusammenarbeit mit dem CRC INF-Team) beinhalten.

Die zeitlichen und räumlichen Muster von Inklusion, Exklusion und Leistungsdynamik werden mit makro-quantitativen Methoden, insbesondere der Regressionsanalyse, ermittelt und erklärt. Zu den wichtigsten Annahmen, die diese Forschung leiten, gehören: (1) Die Dynamik kann teilweise auf die Art des Gesundheitssystems in einem Land zurückgeführt werden; (2) Expansionsschübe in einem Land erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines entsprechenden Schubs in einem anderen Land, wenn die beiden eng miteinander verbunden sind (horizontale Verknüpfungen); und (3) die WHO mit ihrer Priorität "Gesundheit für alle" verursacht Expansionstendenzen sowohl bei der Inklusivität als auch beim Leistungsumfang, die sich einerseits als Periodeneffekt, andererseits aber auch als nachholende Expansion und Angleichung nach oben zeigen, während der Einfluss der Weltbank eher eine kontraktive Wirkung hat (vertikale Verknüpfungen).

Anhand von Fallstudien in zwei ehemaligen britischen Kolonien, Nigeria und Kenia, werden die Ergebnisse der ersten Projektphase untersucht, die auf die Rolle der politischen Unabhängigkeit und der anschließenden Staatsbildungsprozesse als Faktoren für die Einführung von Gesundheitssystemen hinweisen. Konkret werden wir die Entwicklungen in den beiden Ländern anhand eines Process Tracing vergleichen, das sich auf intensive Archivrecherche, Primärdatenerhebung durch Experteninterviews sowie Sekundärliteratur stützt. Die Auswahl der Fälle Kenia und Nigeria spiegelt das Interesse an vergleichenden Entwicklungen in zwei Ländern wider, die sich trotz ähnlicher Rahmenbedingungen (d.h. Zeitpunkt der politischen Unabhängigkeit und der wirtschaftlichen Entwicklung) hinsichtlich des Zeitpunkts der Einführung von Gesundheitssystemen und der Übernahme von Systemtypen stark unterscheiden.