Dr. Stephen Devereux
Dr. Stephen Devereux
Der Mercator Fellow des SFB 1342 untersucht den Einfluss von sogenannten "Policy Pollinators" auf die Verbreitung von Social Protection in Afrika.

Stephen Devereux, Mercator Fellow des SFB 1342, hat am Donnerstag in einem Online-Workshop sein aktuelles Forschungsprojekt vorgestellt, in dem er die Rolle von Internationalen Organisationen, Hilfsorganisationen und insbesondere Einzelpersonen (Berater*innen) bei der Verbreitung von Sozialschutzprogrammen in Afrika untersucht.

Devereux hat 30 sogenannte Policy Pollinators identifiziert, also Einzelpersonen, die die Verbreitung von Social Protection in Afrika maßgeblich mitgestaltet haben. Bislang hat Devereux 23 von ihn interviewt.

Devereux fragte seine Interviewpartner unter anderem, wann und wie Social Protection in Afrika eingeführt wurde. Die Policy Pollinators wiesen auf vereinzelte vorkoloniale und koloniale Programme in Afrika hin, doch erst seit den 2000er-Jahren kam es zur Implementierung von Social-Protection-Programmen in einer Vielzahl afrikanischer Länder. Interessant war die Erkenntnis, dass der Begriff „Social Protection“ zuerst von dem Österreicher Robert Holzmann geprägt wurde, der gegen Ende der 1990er-Jahre „Sector Director Social Protection and Labor“ der Weltbank war.

Der "erfolgreichste" Policy Pollinator hingegen war nach Ansicht von Devereuxs Interviewpartner Bernd Schubert, ein deutscher Politikberater, der für mehrere Entwicklungsorganisationen gearbeitet hat. Schubert sprach sich dafür aus, Social Protection auf die ärmsten Bevölkerungskreise zu konzentrieren, und hat bei der Einführung entsprechender Programme in Mosambik, Malawi, Liberia, Simbabwe und Äthiopien entscheidend mitgewirkt. Obwohl Social Protection und speziell Cash-Transfer-Programme im deutschen Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit als ungeeignetes Mittel der Entwicklungszusammenarbeit angesehen wurden, gelang es Bernd Schubert 1989, Mittel für ein Pilotprojekt in Mosambik zu erhalten. Zehn Jahre später gelang ihm Ähnliches in Sambia, wo er Finanzmittel zur AIDS-Bekämpfung für ein Cash-Transfer-Programm nutzte.

Im weiteren Verlauf des Vortrags zeigte Devereux anhand seiner Interviews, wie umstritten die Wahl der Zielgruppe von Social Protection unter den Policy Pollinators ist. Während einige dafür plädieren, die Mittel auf die ärmsten Bevölkerungskreise zu konzentrieren, streben andere danach, die gesamte Bevölkerung einzubeziehen.

Zum Abschluss wies Devereux auf zwei Dilemmata hin: Zum einen enthalten die Interviews zahlreiche Informationen und Anekdoten, die vertraulich zu behandeln seien, also kaum für die wissenschaftliche Auswertung genutzt werden können. Außerdem enthielten die Interviews Passagen, in denen abwertende Äußerungen über Länder und Einzelpersonen enthalten sind, wodurch deren Veröffentlichung problematisch ist. Zum anderen wurde Stephen Devereux selbst von seinen Interviewpartnern als ein wichtiger Policy Polinator im Themenfeld Social Protection genannt, da er seit Beginn der 2000er-Jahre zu dem Thema publiziert. Devereux ist noch auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie er mit diesem Umstand umgeht.

Die Ergebnisse seiner Arbeit wird Stephen Devereux in einer Monographie veröffentlichen, die in der vom SFB 1342 herausgegebenen Reihe "Global Dynamics of Social Policy" bei Palgrave Macmillan erscheinen wird.


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