Die dritte Phase bildet den Schlussstein unserer 12-jährigen Forschungsagenda. In Phase I wurde die weltweite Einführung von Sozialschutzprogrammen kartiert und mit dem Aufbau des Global Welfare State Information System (WeSIS) begonnen. In Phase II wurden die Unterschiede in der Inklusivität und im Umfang der Leistungen der Sozialpolitik erfasst und in WeSIS überführt. Im Februar 2025 ging WeSIS im early access online und bietet eine einmalige Datenbasis für die globale Wohlfahrtsstaatsforschung. In Phase III wird auf dieser Grundlage die sozioökonomische Wirksamkeit von Sozialpolitik in Bezug auf die Verbesserung der sozialen Bedingungen und die Förderung der politischen Integration untersucht.

Zentrale Erkenntnisse der ersten beiden Phasen sind die Globalität und Vielfalt von Sozialpolitik. Trotz unterschiedlicher Ausgestaltung verfügen praktisch alle Staaten über sozialpolitische Pro­gramme. Ihre Einführung und Ausweitung waren mit dem Versprechen verbunden, sozio­ökono­mische Konflikte einzudämmen und die Bürger:innen an das politische System zu binden. Das Puzzle der dritten Phase lautet: Warum hat Sozialpolitik in einigen Regionen und zu bestimmten Zeiten eine höhere sozioökonomische Wirksamkeit entfaltet als in anderen Fällen, und warum hat sie in bestimmten Teilen der Welt zu einer stärkeren politischen Integration geführt, nicht jedoch anderswo? Genauer gesagt fragen wir: Wann hat der Wohlfahrtsstaat das Versprechen der Einhegung sozioökonomischer Konflikte gehalten, und wann hat sich Sozialpolitik dabei als unwirk­sam erwiesen? Wann ist es dem Wohlfahrtsstaat gelungen, Einzelpersonen und Gruppen in das politische System zu integrieren, und wann ist er dabei gescheitert?

Zur Beantwortung dieser Fragen werden die abhängigen Variablen auf zwei Dimensionen ver­ortet: Sozioökonomische Outcomes spiegeln materielle Auswirkungen von Sozialpolitik wie die Zuweisung von Ressourcen, Verteilungsergebnisse und individuelle Reaktionen auf diese Ergeb­nisse, wie Fertilität, Beschäftigung oder Lebenszufriedenheit, wider. Politische Outcomes umfas­sen die Auswirkungen von Sozialpolitik auf die Unterstützung des politischen Systems durch die Bürger:innen, ihre Forderungen an das politische System sowie auf die Machtverhältnisse inner­halb desselben. 

Der SFB gliedert sich in zwei Projektbereiche. Die sechs Projekte im Bereich A beschäftigen sich aus einer Makroperspektive mit den sozioökonomischen und politischen Auswirkungen der Sozial­politik im weltweiten Vergleich. Die sechs Projekte im Bereich B befassen sich in erster Linie mit den politischen und sozioökonomischen Folgen der Sozialpolitik in ausgewählten Ländern oder Welt­regionen, wobei häufig Makro- und Mikroperspektiven kombiniert werden. Das Informations­infra­struktur­projekt (INF) wird weiterhin eine gemeinsame Daten- und Methodenplattform bereit­stellen und Computational Social Science Ansätze für die Wohlfahrtsstaatsforschung weiter­ent­wickeln.