Sooahn Meier
Sooahn Meier
Sooahn arbeitet seit gut zwei Wochen in Teilprojekt B12. Im Interview erzählt sie, wie sie von Seoul über Berlin nach Bremen gekommen ist und was sie sich für ihre Doktorarbeit vorgenommen hat.

Liebe Sooahn, du bist seit knapp zwei Wochen in Bremen, herzlich willkommen beim SFB 1342! Wo warst du die Jahre zuvor und was hast du in der Zeit gemacht?

Ich habe in Seoul meinen Bachelor gemacht in Politikwissenschaft mit dem Nebenfach Nordkoreanistik. Anschließend habe ich in Berlin International Relations studiert in einem gemeinsamen Masters-Programm der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Universität Potsdam. Das war sehr cool, drei Universitäten auf einmal! Dadurch habe ich sehr viele verschiedene Menschen kennengelernt und viel über die verschiedenen Strukturen der Unis gelernt.

War das Programm auf ein oder zwei Jahre angelegt?

Zwei Jahre. Die Hälfte der Credit Points musste man auf Englisch sammeln, die anderen in beliebigen anderen Sprachen. Dadurch war das Programm sehr international mit vielen Studierenden aus verschiedenen Ländern.

Warum hast du dich damals für ein Master-Programm in Deutschland entschieden?

Während meines Bachelor-Studiums in Seoul habe ich drei Auslandssemester in Deutschland gemacht: in Trier, in Chemnitz und in Berlin. Berlin hat mir am meisten gefallen. Ich wusste nach meinem Bachelor noch nicht genau, ob ich weiterstudieren sollte. Also habe ich ein Praktikum beim südkoreanischen Generalkonsulat in Frankfurt a.M. gemacht und anschließend ein Jahr als konsularische Assistentin der Abteilung Political Affairs gearbeitet. Nach diesen eineinhalb Jahren dachte ich: Jetzt bin ich bereit, weiter zu studieren, und bin nach Berlin gezogen.

Bremen ist eine schöne Stadt mit hoher Lebensqualität, aber von Berlin ziehen nicht viele hierher. Was gab für dich den Ausschlag?

Ich war auf der Suche nach Papern zum Thema Covid-19 und Internationalen Organisationen und bin dabei auf Kerstin Martens gestoßen, deren Namen ich noch aus meinem Bachelorstudium kannte. So bin ich auf die Seiten der Uni Bremen gekommen und habe gesehen, dass Kerstin und ihre Kolleginnen neue Mitarbeiter:innen suchen. Ende Februar habe ich mich dann beworben. Das Bewerbungsgespräch war wirklich sehr gut, und schon am selben Nachmittag habe ich die Zusage bekommen! Aber ich war nicht sicher, ob ich ganz allein von Berlin nach Bremen umziehen möchte, denn ich habe mir in den Jahren meine persönliche Infrastruktur aufgebaut mit Freunden, Familie und so weiter. Ich wusste auch nicht, ob eine Doktorarbeit tatsächlich das Richtige für mich ist. Aber dann hat mich Kerstin angerufen, und wir haben über ein Stunde lang über das Projekt und die Kolleg:innen gesprochen. Danach war ich mir sicher: In dieser Konstellation kann ich meine "PhD-Journey" antreten.

Hast du dich schon immer für Internationale Organisationen interessiert?

Ja, schon seit meinem Bachelorstudium, in dem ich ja auch Nordkoreanistik studiert habe. Als Südkoreanerin habe ich überhaupt keinen Zugang zu Original-Daten oder Medienberichten aus Nordkorea. Als Nicht-Südkoreanerin ist das ganz anders: Mit einer deutschen IP-Adresse kann ich z.B. nordkoreanische Websites anschauen. Von Südkorea aus geht das nicht. Jeglicher Austausch mit Nordkorea, den man vor oder nach der Interaktion bei der südkoreanischen Behörde nicht klärt, ist für Südkoreaner:innen illegal. Eine Möglichkeit der Annäherung an Nordkorea ist der Umweg über Internationale Organisationen. Daher bin ich seit Beginn meines Studiums sehr interessiert an IOs wie dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, denn der hat viel mit Nordkorea zu tun.

Euer Projekt untersucht, wie Internationale Organisationen die Covid-19-Politik von Nationalstaaten beeinflusst haben, und hat mehrere Segmente: Ihr forscht zu globalen IOS, regionalen IOs und macht Länderfallstudien. In welchem Segment wirst du arbeiten?

Ich werde – das ist mein aktueller Stand nach zwei Wochen in Bremen – für die OECD als globale IO zuständig sein und ASEAN als regionale Organisation. Und als Fallstudie werde ich zu Thailand arbeiten, weil es natürlich einen direkten ASEAN-Bezug gibt.

Hast du schon ein Thema für deine Doktorarbeit im Kopf?

Ich lese gerade sehr viel, um meine Idee noch zu konkretisieren. Ich möchte in meiner Doktorarbeit nicht nur die Empfehlungen der IOs untersuchen, sondern auch, wie die Länder darauf reagieren oder auch die Arbeit der IOs z.B. durch Feedback oder Best Practice beeinflussen. Ich möchte also die Top-down- durch die Bottom-up-Perspektive ergänzen. Außerdem interessiere ich mich für digitale Technologie, darüber hab ich auch meine Masterarbeit geschrieben. Es ging darum, wie digitale Technologie die Stabilität autoritärer Regimen beeinflusst. In der Pandemiepolitik spielen digitale Technologien bekanntlich eine große Rolle, z.B. durch digitale Impfpässe, Homeoffice, Tracing-Apps. Die digitalen Technologien haben viele positive Wirkungen, aber auch negative. Beispielsweise wurden viele soziale Gruppen beim Einsatz digitaler Technologien teilweise ignoriert oder marginalisiert, z.B. ältere Menschen oder solche ohne Zugang zu technischen Geräten. Solche Prozesse möchte ich mir in meiner Arbeit anschauen.

Und hast du schon Pläne für die Zeit nach deinem PhD?

Ich möchte die kommenden dreieinhalb Jahre nutzen, darüber nachzudenken. Aber ich möchte gern weiter wissenschaftlich arbeiten.


Kontakt:
Sooahn Meier
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
E-Mail: someier@uni-bremen.de