Michael Lischka
Michael Lischka
In seiner Monographie analysiert der Geograph die Dynamiken zwischenstaatlicher Exportbeziehungen zwischen 1995 und 2018. Lischka weist dabei neben einem Hauptkern der größten Volkswirtschaften Subzentren im Globalen Süden nach.

Michael Lischkas Arbeit trägt den Titel "Dynamiken Transnationaler Interdependenzen – Veränderungen der Integration von Nationalstaaten im globalen Exportnetzwerk zwischen 1995 und 2018 und deren Bedeutung als politisches Machtpotenzial". Lischka hat darin die Veränderungen relevanter zwischenstaatlicher Exportverflechtungen untersucht.

In seiner makroquantitativen Arbeit vereint Lischka wirtschaftsgeographische und politikwissenschaftliche Ansätze. Dadurch werden zwischenstaatliche Interdependenzen als grenzüberschreitende Flüsse von besonderer gegenseitiger Bedeutung operationalisiert. Das ermöglicht eine relationale Perspektive auf zwischenstaatliche Verflechtungen, wodurch diese mit Methoden der Sozialen Netzwerkanalyse erfasst und analysiert werden.

Zentrale Ergebnisse der Arbeit sind:

  • Das globale Interdependenzniveau ist seit 1995 bis 2018 stetig angewachsen.
  • Das heutige Exportnetzwerk zeigt einen importstarken Kern und eine importschwache Peripherie, wenn der Ähnlichkeitsaspekt ‚Bedeutung als Absatzmarkt‘ allein betrachtet wird. Der Kern besteht vorwiegend aus den etablierten Industriestaaten und aufstrebenden Schwellenländern. Der Peripherie gehören vermehrt Staaten mit geringer ausfallenden volkswirtschaftlichen Kenngrößen an.
  • Die Kern-Peripherie-Dichotomie basiert auf hochgradig unterschiedlichen Entwicklungsverläufen der Nationalstaaten untereinander.
  • Fokussiert man anstelle volkswirtschaftlicher Ähnlichkeitsmaße die Verflechtungsstrukturen der Staaten untereinander, zeigt sich eine räumlich differenzierte Mehr-Kern-Struktur, bestehend aus einem Hauptkern der größten Volkswirtschaften und einer heterogenen Peripherie mit unterschiedlichen Ländergruppen, die jeweils Zentren mit besonderer lokaler Dichte bilden, also stärker untereinander verbunden sind als mit dem Kern.
  • Die Mehrkern-Struktur spricht einerseits für ein bestehendes ökonomisches Nord-Süd-Gefälle in der Weltwirtschaft. Andererseits hebt sie die Bedeutung von Süd-Süd-Verflechtungen hervor und ermöglicht somit eine Perspektive jenseits der populären Kern-Peripherie-Dichotomie.
  • Mainstream-Außenhandelstheorien können das Zustandekommen von ökonomischen Interdependenzen nicht hinreichend erklären, da sie nur den monetären Output der komplexen Verflechtungsstrukturen fokussieren, und nicht die Verflechtungen an sich. Diese zeigen sich eindrücklich in der vorliegenden Netzwerkanalyse.

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Abbildung: Netzwerk aus überdurchschnittlichen reziproken Exportverbindungen, die über 24 Jahre (1995-2018) hinweg konstant sind.


Der Prüfungskommission gehörten an: Ivo Mossig, Michael Flitner, Herbert Obinger, Julia Lossau, Gabriela Carolina Molina León, Daniel Schuster.


Kontakt:
Michael Lischka