Intensivstation (Foto: Vadim/Adobe Stock)
Intensivstation (Foto: Vadim/Adobe Stock)
SFB-Mitglied Mirella Cacace hat in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus ihrem Netzwerk die Länder Deutschland, Dänemark, Schweden, Spanien und Israel vergleichend untersucht.

Große Unterschiede bei Anzahl der Krankenhaus- und Intensivbetten vor der Pandemie

Vor Ausbruch der Pandemie wiesen die vier Länder demnach deutliche Unterschiede auf: Bei den Krankenhausbetten pro 1000 Einwohner wies Deutschland mit 8,0 den höchsten Wert auf, Spanien und Israel folgten mit je 3,0, während die Ausstattung in Dänemark (2,4) und Schweden (2,1) deutlich am geringsten war (Werte jeweils von 2018). Der vermeintliche Vorteil für Patienten in Deutschland wird aber durch die hohe Auslastung der Betten und das ungünstige Verhältnis von Patient*innen zu Pflegekräften und ärztlichem Personal stark beeinträchtigt.

Ein ähnliches Bild ergab sich bei der Versorgung mit Intensivbetten: Deutschland verfügte mit Abstand über die meisten Intensivbetten pro 100.000 Einwohner*innen (33,9). Israel und Spanien verfügten nur über rund ein Drittel dessen (10,3 bzw. 9,7), gefolgt von Dänemark (7,8) und Schweden (5,2).

Ausbau der Intensiv-Kapazitäten

Cacace schreibt in ihrer Studie, dass es allen Ländern gelungen ist, die Kapazitäten an Intensivbetten schnell zu erhöhen (unabhängig davon, ob die Kapazitätsplanung zentral, wie z.B. in Israel, oder dezentral, wie z.B. in Spanien, erfolgte). Schweden gelang es zudem, bei Abflauen des Pandemiegeschehens die Kapazität an Intensivbetten auch schnell wieder zu verringern und so Kosten einzusparen. "Unabdingbar für diese Flexibilität ist die aktuelle Verfügbarkeit von Daten über vorhandene und aufgebaute Kapazitäten, insbesondere in der Intensivpflege. Schweden hatte als einziges Land in unserer Stichprobe bereits zu Beginn der Pandemie Informationen über die Anzahl und den Standort der Intensivbetten", schreibt Cacace im Ergebnis-Kapitel der Studie. Schweden hatte dadurch klare Vorteile für den bedarfsgemäßen Aus- und Abbau von Intensivkapazitäten.

Keine Daten über Pflegepersonal auf Intensivstationen verfügbar

Neben der Zahl der Betten ist aber auch die Zahl des Intensivpflegepersonals entscheidend für die Qualität der (Intensiv-)Versorgung. Die Verfügbarkeit von (hoch)qualifiziertem Pflegepersonal ist in allen untersuchten Ländern ein entscheidender Engpass bei der angemessenen Versorgung von Patient*innen während der Pandemie, schreibt Cacace. Umso erstaunlicher ist: "Zum Personal in der Intensivpflege sind bis heute in keinem der Länder Daten verfügbar."

---

Die Studie ist im Februar erschienen und ist auf der Website der Bertelsmann Stiftung kostenlos verfügbar: Krankenhausstrukturen und Steuerung der Kapazitäten in der Corona-Pandemie. Ein Ländervergleich


Kontakt:
Prof. Dr. Mirella Cacace