Das Forschungsprogramm
Die Entwicklung staatlicher Sozialpolitik lässt sich nicht allein anhand nationaler Bestimmungsfaktoren erklären, sondern nur aus deren Zusammenspiel mit inter- und transnationalen Verflechtungen. Dazu zählen zum einen horizontale Verflechtungen zwischen Staaten und Gesellschaften, als u.a. der Austausch von Ideen, Wirtschaftsbeziehungen, Migrationsbewegungen, Gewaltkonflikte und Pandemien, zum anderen vertikale Verflechtungen zwischen Staaten und sozial- und bildungspolitisch relevanten Internationalen Organisationen. Art und Dichte dieser Verflechtungsnetzwerke prägen im Zusammenspiel mit der nationalen Konstellation in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft die Dynamiken und Muster nationaler Sozialpolitik.
In der ersten Phase von 2018 bis 2021 hat der SFB 1342 Entwicklungsdynamiken und Muster staatlich verantworteter Sozialpolitik weltweit und im historischen Vergleich analysiert und dabei vor allem die Einführung von Sozialschutz- und Bildungsprogrammen erklären können.
Kernstück der Sozialpolitikforschung ist aber ohne Zweifel die Untersuchung von Inklusivität und Leistungsumfang. In der zweiten Phase von 2022 bis 2025 geht es also um die Frage: Wer profitiert von Sozialschutzprogrammen und in welchem Umfang? 14 Teilprojekte arbeiten an der Vermessung, Beschreibung und Erklärung der Entwicklungsdynamiken dieser beiden Dimensionen von Sozialpolitik. Zudem wird in einem Informationsinfrastruktur-Projekt das Global Welfare State Information System (WeSIS) weiterentwickelt. Wie in Förderphase eins werden alle erhobenen Forschungsdaten in das webbasierte, interaktive Informationssystem eingespeist, das voraussichtlich 2024 für die Öffentlichkeit freigeschaltet wird.
Der SFB 1342 gliedert sich in zwei Projektbereiche:
Die sechs Teilprojekte des Bereichs A untersuchen die Dynamiken von acht Sozialpolitikfeldern in globaler und historischer Perspektive; makro-quantitative Analysen werden dabei um einzelne, tiefenscharfe Länderstudien ergänzt, um den Besonderheiten sozialer Sicherung im Globalen Süden Rechnung zu tragen.
Die acht Teilprojekte des Bereichs B führen für ausgewählte Länder/Regionen und bestimmte Sozialschutzprogramme Fallstudien und Ländervergleiche durch; der Schwerpunkt liegt auf qualitativen Untersuchungen, die durch quantitative Analysen ergänzt werden. Der Projektbereich B deckt alle Weltregionen ab, die Teilprojekte rücken dabei jeweils einen spezifischen horizontalen und vertikalen Verflechtungstyp in den Mittelpunkt: Sie fragen, wie sich unter dem Einfluss von Krieg, Wirtschaftskrisen, Pandemien, internationalen Organisationen oder transnationalen Ideenflüssen die Sozialprogramme in den Dimensionen Inklusivität und Leistungsumfang entwickeln.