Zweitägiger Workshop in Bremen
Zweitägiger Workshop in Bremen
Der Projektbereich A hat einen internationalen Workshop zur Rolle Internationaler Organisationen bei der Gestaltung von Sozialpolitik veranstaltet.

Internationale Organisationen (IO) sind dynamische Akteure der globalen sozialen Governance. Sie bieten Foren für Austausch, Auseinandersetzung und Zusammenarbeit, sie bereiten internationale Verträge vor und überwachen sie, sie finanzieren und realisieren Projekte und vieles mehr. Die wissenschaftliche Untersuchung Internationalen Organisationen im Allgemeinen hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Unser Wissen über die Beteiligung und den Einfluss von IOs variiert jedoch je nach Politikfeld erheblich. Über die Rolle Internationaler Organisationen in sozialpolitischen Themenbereichen wissen wir vergleichsweise wenig.

Um diese Lücke zu vermessen und zu verkleinern, veranstalteten Kerstin Martens und Dennis Niemann vom SFB 1342 in Zusammenarbeit mit Alexandra Kaasch (Institut für Weltgesellschaft, Universität Bielefeld) Ende Mai 2019 einen Workshop mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die zum Einfluss Internationaler Organisationen auf die Sozialpolitik forschen. Zu den internationalen Referentinnen und Referenten gehörten Nicola Yeates, Rianne Mahon, Ross Fergusson, Martin Heneghan, Jeremy Schmidt, Chris Deeming und Matias Margulis.

Alle Präsentationen unterstrichen, dass Internationale Organisationen seit langem an der Gestaltung der Sozialpolitik beteiligt sind. Die Forscherinnen und Forscher wiesen darauf hin, dass die UNO und ihre Konventionen wichtige Faktoren für die Dynamik der Sozialpolitik sind, wobei die ILO die wichtigste Agentur ist. Die nächstgrößten Akteure sind die Weltbank und die OECD, die die Sozialpolitik oft aus einer anderen, stärker wirtschaftsorientierten Perspektive betrachten. Diese drei Akteure dominieren das Feld der "IO in der Sozialpolitik". Viele kleinere Internationale Organisationen befassen sich auch mit der Sozialpolitik, haben aber tendenziell einen regionalen Bezug.

Die Interaktion von Internationalen Organisationen in sozialpolitischen Bereichen reicht von Zusammenarbeit (z.B. WHO, ILO und OECD in Pflege und Migration) bis hin zur Konflikten (z.B. ILO und Weltbank in Rentenfragen). Der Einfluss auf den sozialpolitischen Diskurs ist unterschiedlich, aber im Allgemeinen üben Internationale Organisationen Soft Governance aus, indem sie neuer Ideen in die Diskussion einbringen - was auch im Mittelpunkt des Workshops stand. Bei der Entwicklung und Verbreitung von Ideen werden die Diskurse der IO durch ihre internen Regeln, die institutionelle Gestaltung ihrer Entscheidungsfindung und die vorherrschenden Pfadabhängigkeiten geprägt. Die Diskurse, an denen Internationale Organisationen in einem Bereich teilnehmen, sind oft mit anderen Diskursen in anderen Bereichen verknüpft.

Die Beiträge, die auf dem Workshop präsentiert wurden, werden im Sommer überarbeitet und sollen 2020 als Sammelband veröffentlicht werden.


Kontakt:
Prof. Dr. Kerstin Martens
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-67498
E-Mail: martensk@uni-bremen.de

Dr. Dennis Niemann
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58518
E-Mail: dniemann@uni-bremen.de